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Psychiatrie in der DDR zwischen Hilfe, Verwahrung, Missbrauch?

Medizinhistoriker Prof. Dr. med. Ekkehard Kumbier vom Arbeitsbereich "Geschichte der Medizin" an der Universitätsmedizin Rostock

Das Gesundheitssystem galt in der DDR als Vorzeigeerrungenschaft des Sozialismus. Gleichzeitig betrachtete die Staatsführung bestimmte Disziplinen aber auch argwöhnisch als Orte von kritischem Denken und möglichem Widerstand. Insbesondere Psychiatrie, Psychotherapie und Psychologie hatten eine ambivalente Position zwischen Unterdrückung und Autonomieförderung inne.

Welche Rolle spielten diese Disziplinen? Und warum scheiterte das staatliche Fürsorgeversprechen insbesondere im Hinblick auf die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung? Diese Fragen untersucht u.a. der  Forschungsverbund „Seelenarbeit im Sozialismus“ (SiSaP) an der Universitätsmedizin Rostock.

Am 30. Juni 2022 von 17 Uhr bis 20 Uhr laden der Forschungsverbund „Seelenarbeit im Sozialismus“ (SiSaP) und das Sächsische Psychiatriemuseum in Leipzig zum Symposium „Psychiatrie in der DDR zwischen Hilfe, Verwahrung, Missbrauch?“. Um Voranmeldung wegen der egrenzten Platzwahl wird gebeten.
WKT-Mitglied und Medizinhistoriker Prof. Ekkehardt Kumbier von der Universitätsmedizin Rostock und sein Kollege PD Dr. Rainer Erices von der Universität Erlangen tellen zunächst verschiedene Aspekte des Forschungsprojektes vor. Danach besteht die Möglichkeit, zwei Ausstellungen zum Thema Psychiatrie in der DDR zu besichtigen.

Im Anschluss wird der Dokumentarfilm „Verwahrt und vergessen? Psychiatrie in der DDR“ (2021) gezeigt, der bis zum April 2023 auch in der ARD-Mediathek zu finden ist. 
Der Film von Ulli Wendelmann und Claudia Gründer zeichnet die traumatischen Erfahrungen ehemaliger Patienten der DDR-Psychiatrie nach. Er wirft ein Schlaglicht auf die oft menschenunwürdigen materiellen Bedingungen der psychiatrischen Versorgung in der DDR und auf fragwürdige Therapien. Eindringlich schildert die Doku ebenso den Kampf um Reformen der Seelenarbeit im ostdeutschen Staat. – Die Dokumentation entstand unter Mitwirkung des Arbeitsbereiches Geschichte der Medizin an der Universitätsmedizin Rostock im Rahmen des SiSaP-Forschungsprojektes "Psychiatrie in der DDR zwischen Hilfe, Verwahrung und Missbrauch?".

Termin:
30. Juni 2022, 17-20 Uhr

Ort:
Sächsiches Psychiatriemuseum Leipzig

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