Das Department "Wissen – Kultur – Transformation" begrüßt im Sommersemester vier Gastwissenschaftler:innen aus Europa sowie Süd- und Nordamerika, die im Rahmen des Mare-Balticum-Felloship-Programms an der Universität Rostock 2025 lehren und forschen.
Forschungsthema: Politik und Religion in Brasilien
Die Entwicklung der extremen Rechten in Lateinamerika und Europa ist Forschungsthema der renommierten Parteienforscherin Prof. Silvana Krause von der Universidade Federal do Rio Grande do Sul (UFRGS)/ Brasilien.
Die UFRGS hat 2017 das erste Zentrum für Deutschland- und Europastudien in Lateinamerika gegründet. Prof. Krause forscht zum Bolsonarismus in Brasilien, der politischen Bewegung des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro, die als rechtspopulistisch bzw. rechtsextrem eingestuft werden kann.
Als Mare Balticum Fellow der Universität Rostock bietet Prof. Krause im Mai und Juni 2025 eine Veranstaltungsreihe für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu Politik und Religion Brasiliens an. Der Fokus liegt dabei auf den Evangelikalen, die sich gerade zur dominanten Religionsgemeinschaft in Brasilien entwickeln und eine wichtige Gruppe des Bolsonarismus darstellen. Geplant sind zudem gemeinsame Publikationen mit dem Rostocker Politikwissenschaftler Prof. Wolfgang Muno sowie – langfristig – die Kooperation der Universitäten UFRGS und Rostock.
Forschungsthema: Digital Humanities
Digitale Textanalysen sind das Fachgebiet von Prof. Gimena del Rio Riande aus Argentinien, die voraussichtlich im Spätsommer an der Universität Rostock erwartet wird. Die Professorin von den Universitäten Buenos Aires (UBA) und Salvador (USAL) gilt in ihrer Heimat als Schlüsselakteurin der Digital Humanities – sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene. Auf Einladung von Juniorprofessorin für Digital Humanitäres Ulrike Henny-Krahmer wird sie im Juni in Rostock forschen und lehren, konkret zur digitalen Analyse von Reiseberichten des 17. und 18. Jahrhunderts. Durch ihren Mare Balticum Fellowship-Aufenthalt soll außerdem die deutsch-argentinische Zusammenarbeit beider Universitäten intensiviert werden – z.B. indem Nachwuchskräfte aus Deutschland und Argentinien digitale Methoden erproben. Zudem plant Prof. del Rio Riande für Rostocker Nachwuchswissenschaftler:innen eine Veranstaltungsreihe zu den Themen „Digital Humanities“ und „Digital Scholarly Editions“.
Forschungsthema: Frühe Entwicklungen der deutschen Schriftsprache
Zum Gebrauch der deutschen Schriftsprache im 18. und 19. Jahrhundert hat Mare-Balicum Fellow Dr. Noemi Adam-Graf bereits von Februar bis April in Rostock geforscht. Die Sprachwissenschaftlerin des Schweizer Instituts für Kulturforschung Graubünden untersucht dafür ein außergewöhnliches Zeitdokument: das Haus- und Familienbuch der Familie Terz aus Chur mit privaten Notizen aus fast 100 Jahren! Die Einträge aus den Jahren 1728 bis 1811 stammen aus einer Zeit, in der das ehemals romanischsprachige Herrschaftsgebiet schon teilweise germanisiert war. Eine Umbruchsphase also – auch für den Gebrauch des (frühen) Neuhochdeutsch als überregionale Schriftsprache. – „Schreiben und Schriftlichkeit im 18. Jahrhundert“ waren auch Thema von zwei Lehrveranstaltungen der Fellow für Rostocker Nachwuchswissenschaftler:innen, in denen mit Einträgen aus dem Haus- und Familienbuch der Familie Terz gearbeitet wird – Auf Einladung von Prof. Hanna Fischer vom Rostocker Institut für Germanistik/Germanistische Sprachwissenschaft möchte Dr. Adam-Graf auch die Vernetzung beider Universitäten stärken.
Forschungsthema: Ungleichheiten in der Filmindustrie
Im Frühjahr war zudem Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Deb Verhoeven von der University of Alberta/ Kanada in Rostock zu Gast. Die Australierin ist führend bei neuen Methoden zur Analyse von Kulturindustrien und Ungleichheiten, seit 2019 gehört sie zum „Canada 150 Research Chair in Sender and Cultural Information“.
Prof. Verhoeven folgte der Einladung von Rektorin Prof. Elizabeth Prommer, mit der sie seit 2021 Geschlechterungleichheiten in der Filmindustrie erforscht. Mit den Daten ihres DFG-geförderten Projektes „GEP Analysis: Assessing, Understanding, and Modelling the Impact of Gender Equity Policies (GEP) in the Film Industry“ wurde wissenschaftlich gearbeitet, u.a. in der Veranstaltungsreihe „Social Justice Network Analysis and gender inequity in the film industry“: In den Workshops mit Deb Verhoeven konnten Rostocker Master- und Promotionsstudierende anhand von Netzwerkanalysen geistes- und sozialwissenschaftliche Fragestellungen untersuchen.
Internationale Vernetzung und Forschungsförderung
Das Mare Balticum Fellowship-Programms der Universität Rostock fördert neben der internationalen Vernetzung die Vorbereitung auf zukünftige Drittmittelprojekte in Zusammenarbeit mit führenden Forschungseinrichtungen weltweit.
Weitere Informationen zum Mare Balticum Fellowship-Programm finden Sie hier.