Die Warnow ist Rostocks Lebensader, schon seit gut 150 Jahren. Der Fluss stillt den Durst von rund 240.000 Menschen in Rostock sowie dem Umland. Auch sichert er Wachstum und Wohlstand der Hansestadt, beispielsweise durch Industrie und Gewerbe im Hafen. Dies alles ist nur möglich, weil die Warnow durch das Mühlendammwehr in Unter- und Oberwarnow geteilt- und damit die zu schützende Trinkwasserzone vom Hafengebiet getrennt wird.
Der Klimawandel stellt Fluss und Mensch jedoch zunehmend vor Herausforderungen: In Dürresommern sinkt der Durchfluss; gleichzeitig wird bei extremer Hitze extrem viel Wasser verbraucht, zum Beispiel für Gärten und Grünflächen oder zur Kühlung technischer Anlagen. Starkregen und Hochwasser wiederum führen neben organischen Abfallprodukten auch Stoffe mit sich, die zum Beispiel von Straßenflächen oder aus Häuserfassaden und Dächern abgewaschen werden und spülen diese vor allem in die Unterwarnow. Auch Gesellschaft, Industrie oder Landwirtschaft belasten unsere Gewässer mit Nährstoffen, Hormon- oder Arzneimittelresten sowie so genannten Ewigkeitschemikalien (PFAs), enthalten in zahlreichen Alltagsprodukten. Der steigende Meeresspiegel könnte den Fluss zudem versalzen. Womit müssen die Rostocker*innen also in Zukunft bei der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung rechnen?
Eine Studie zur Klimaresilienz der Warnow im Auftrag des Trinkwasserversorgers Nordwasser soll bis Ende 2024 Auskunft über die Zukunftssicherheit des Flusses und mögliche Anpassungen an den Klimawandel geben. Fakt ist schon heute: die Aufbereitung von Trinkwasser, aber auch die umweltgerechte Aufbereitung des Abwassers werden zunehmend kostenintensiver. Um beides für Rostock und das Umland zu sichern, werden in den kommenden drei Jahren über 120 Millionen Euro investiert: in neue Leitungen, Regenwasser-Auffangbecken (wie unter dem Rostocker Ulmenmarkt), leistungsfähigere Versorgungsnetze und energieeffiziente Anlagen. Außerdem soll Künstliche Intelligenz das Abwassermanagement der Hanse- und Universitätsstadt künftig unterstützen.
Mit 155 Kilometern Länge ist die Warnow der längste und wasserreichste Fluss Mecklenburg-Vorpommerns – und einer der saubersten in Europa. Für die Trinkwasserversorgung bereitet das Wasserwerk Rostock ausschließlich das Oberflächenwasser der Warnow auf – in Deutschland ist dies nahezu einzigartig. Bevor das Trinkwasser das Werk verlässt, wird es gefiltert und auf rund einhundert Inhaltsstoffe untersucht. – (Zunehmend) herausfordernd ist auch die Reinigung des Abwassers, bevor es wieder in die Warnow fließt: So fordert die 2024 in der EU abgestimmte Kommunalabwasserrichtlinie, dass künftig Mikroschadstoffe wie Arzneimittelreste oder Hormonen gezielt eliminiert werden müssen – auf Kosten der Industrien, welche diese Stoffe in den Verkehr bringen.
Wie die Warnow in Zeiten des Klimawandels entlastet- und die Trinkwasserversorgung in Rostock zukunftssicher gestaltet werden kann, ist Auftaktthema der 4. Staffel UNI IM RATHAUS am Donnerstag, den 8. August um 19 Uhr. Über die „Zukunft im Fluss?“ diskutieren am Eröffnungstag der Hanse Sail 2024 auf dem Science@Sail-Campus der Universität Rostock im Stadthafen:
- Dr. Ute Fischer-Gäde, Senatorin für Stadtplanung, Bau, Klimaschutz und Mobilität der Hanse- und Universitätsstadt Rostock
- Niels Goldammer, Teamleiter für die strategische Entwicklung der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung Nordwasser GmbH (der technische Geschäftsführer der Nordwasser GmbH, Ulf Altmann, musste kurzfristig absagen)
- Dr. Mirco Haseler, Meeresmüllforscher vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde
- Prof. Jens Tränckner, Lehrstuhlinhaber für Wasserwirtschaft an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät an der Universität
Interessierte sind herzlich eingeladen, über die Zukunft der Warnow mit zu diskutieren und ihre Fragen zu stellen. Der Eintritt ist kostenlos.
Moderiert wird das UNI IM RATHAUS-Gespräch Talkrunde von Dr. Dorit Liebers-Helbig von der Stiftung Deutsches Meeresmuseum Stralsund.
UNI IM RATHAUS: Für alle, die es einfach wissen wollen! Die Gesprächsreihe wird von der Interdisziplinären Fakultät an der Universität Rostock gemeinsam mit der Hanse- und Universitätsstadt Rostock organisiert. Der Eintritt ist frei.
Thema:
Zukunft im Fluss? – Wie die Warnow für Klimawandel und Umweltstress gerüstet ist
Termin:
Donnerstag, den 8. August 2024, 19 Uhr
Ort:
Science@Sail-Campus der Universität Rostock im Stadthafen (an der Hafenkaikante zwischen dem Museumshafen und dem Braugasthaus "Zum Alten Fritz")
Im Gespräch:
Dr. Ute Fischer-Gäde, Senatorin für Stadtplanung, Bau, Klimaschutz und Mobilität der Hanse- und Universitätsstadt Rostock
Niels Goldammer, Teamleiter für die strategische Entwicklung der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung Nordwasser GmbH (der technische Geschäftsführer der Nordwasser GmbH, Ulf Altmann, musste kurzfristig absagen)
Dr. Mirco Haseler, Meeresmüllforscher vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde
Prof. Jens Tränckner, Lehrstuhlinhaber für Wasserwirtschaft an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät an der Universität
Moderation:
Dr. Dorit Liebers-Helbig, Stiftung Deutsches Meeresmuseum Stralsund
Science@Sail:
Gemeinsam mit wissenschaftlichen Einrichtungen der Region geht die Universität Rostock auch in diesem Jahr wieder mit der Science@Sail an den Start. Neben einer Ausstellung zur maritimen und medizinischen Forschung der Universität Rostock, der Rostocker Universitätsmedizin sowie verschiedener außeruniversitärer Forschungseinrichtungen erwarten die Besucherinnen und Besucher spannende Vorträge, ein buntes Familienprogramm mit der Möglichkeit zur Ausfahrt mit dem Forschungskatamaran "Limanda" sowie Musik bis spät in die Nacht. Mehr zum Programm unter www.scienceatsail.uni-rostock.de